Elektroautos sind für Russland noch immer ein recht exotisches Fortbewegungsmittel. Dennoch nimmt ihre Zahl in der Hauptstadt nach und nach zu und es wird eine entsprechende Infrastruktur für die bequeme Nutzung des Elektroverkehrs geschaffen.
Elektroautos werden die Russen wohl noch lange nirgendwo im Outback sehen können, fernab von Großstädten und guten Straßen. Doch in Megalopolen beginnen Elektroautos langsam Fuß zu fassen. Ausschlaggebend ist dabei die Wirtschaftlichkeit: Für Fahrten zur Arbeit und zurück, wenn man oft lange im Stau stehen muss, erweist sich die Nutzung eines Elektroautos als deutlich rentabler als das Fahren mit einem normalen Auto.
In der Praxis besteht das Hauptproblem bei der Nutzung eines Elektrofahrzeugs darin, seine Batterien aufzuladen. Elektroautos werden in der Regel über Nacht in der Garage des Autobesitzers geladen. Dieses Schema hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Der Vorteil ist die Unabhängigkeit des Besitzers des Elektroautos von städtischen Elektroauto-Ladestationen, der Hauptnachteil ist die geringe Ladegeschwindigkeit der Batterien. Letzteres liegt an der extrem geringen Leistung des Stromnetzes, in Wohnungen und Häusern von Stadtbewohnern überschreitet sie selten 5-10 kW, während das Schnellladen (ca. 30 Minuten) eine Leistung von mindestens 50 kW erfordert.
Ein großes Problem für den Besitzer eines Elektroautos ist auch die Entladung der Batterien während einer Fahrt. Das Fehlen eines Tankstellennetzes für Elektroautos kann dazu führen, dass das Auto nach leerer Batterie einfach stehen bleibt. Vor diesem Hintergrund fördern die Behörden großer Ballungsräume, allen voran Moskau, die Errichtung von Tankstellen für Elektrofahrzeuge. Insbesondere im Sommer dieses Jahres erschienen in der Hauptstadt drei solcher Stationen, deren Kapazität das Aufladen eines Elektroautos innerhalb einer halben Stunde ermöglicht.
Das Tankstellennetz für Elektrofahrzeuge wird von der Moscow United Electric Grid Company gemeinsam mit der Firma Revolta organisiert. Das Projekt trägt den Namen „Moesk-EV“, in dessen Rahmen bis Ende des Jahres etwa 400 Tankstellen in der Hauptstadt platziert werden sollen. Ihr Hauptvorteil ist die Kompaktheit, jede ist eine etwa zwei Meter hohe Säule mit mehreren Anschlüssen, die für verschiedene Arten von Elektrofahrzeugen ausgelegt sind. Die Ladezeit beträgt je nach Art des Elektrofahrzeugs zwischen 20 Minuten und mehreren Stunden.
Der Aufbau eines Tankstellennetzes wird zum rasanten Wachstum der Zahl der Elektroautos beitragen. Das gilt insbesondere für Moskau mit seinem hohen Gasgehalt – je mehr Autos auf Elektroantrieb umsteigen, desto sauberer wird die Luft in der Hauptstadt.
